Ein paar Bemerkungen am Rande: so eine Tortur, wie ich sie mir gestern geleistet habe und auch der Dicken zugemutet habe, ist nicht für jede Person geeignet und auch nicht für jedes Fahrzeug. Ich habe nicht so besonders große Angst davor, dass ich mir einen Kratzer, eine Beule oder einen kleinen Schaden zuziehe am Fahrzeug, weil das Fahrzeug alt ist und bezahlt, und es gibt eigentlich nichts was man nicht reparieren könnte.
Mit einem Neufahrzeug sollte man sich auf keinen Fall auf so ein Abenteuer einlassen. Für den sind geteerte Straßen und ordentlich ausgebaute Autobahnen sicherlich das Richtige. Wer leicht die
Nerven verliert sollte es auch lieber sein lassen und immer auf Nummer Sicher gehen.
Im Grunde ist es doch so, dass auch ich jederzeit die Polizei hätte anrufen können und um Hilfe bitten. Das wäre peinlich, aber einmal am Tag auf dem Gipfel der Peinlichkeit schult den
Charakter.
Unterwegs habe ich noch ein paar Orangen eingesammelt. Das Fruchtfleisch ist bitter und sie haben massenhaft Kerne. Aber ausgepresst sind sie mega lecker und eine Zitruspresse habe ich natürlich mit. Frisch gepresster Orangensaft, ohne Alk versteht sich, aber mit Tonic Water, hatte ich mir redlich verdient.
Als ich abends in meiner Koje lag, das Adrenalin abgebaut und die Aufregung sich gelegt hatte, macht sich ein anderes Gefühl breit: Ich war stolz auf mich! Ich hatte nicht aufgegeben.
Ich hatte eine Lösung gefunden.
Solche Erfahrungen sind nachhaltig. Ich weiss, was ich mir zumuten kann.
Und der Dicken.
Solche Erfahrungen macht man nur, wenn man auch mal ein Risiko eingeht. Muss ja nicht gleich so heftig sein, wie bei mir. Aber raus aus der Komfortzone ist dafür schon nötig.
Bei diesen Gedanken kam mein Grinsen zurück.
Heute morgen also Kultur.
Als Freundin des natürlichen Aufwachens war ich kurz nach Öffnung im Palast von Knossos.
Beeindruckend.
Und ich wünsche mir manchmal, ich könnte mit einem Augenzwinkern immer 100 Jahre Zeitreise rückwärts machen, um zu sehen, wie es damals hier aussah.
Der britische Archäologe der vor mehr als 100 Jahren hier mit Ausgrabungen begonnen hat, die übrigens noch längst nicht beendet sind, hatte eine blühende Fantasie und wenig wissenschaftliche Belege für seine Theorien, wie der Palast mal ausgesehen haben muss. Umso erstaunlicher ist, dass in der heutigen Zeit viele seiner Theorien wissenschaftlich belegt werden konnten.
Das und noch viel mehr hat mir Nektar (er heisst wirklich so!) erzählt.
Ein Guide, der Führungen in perfektem Deutsch macht. Leider ist er nicht so der Frühaufsteher, so dass ich ihn erst getroffen habe, als ich wieder draussen war.
Dort haben wir uns lange sehr nett unterhalten.
Wer den Palast besuchen will, sollte unbedingt seine Dienste in Anspruch nehmen, denn er weiss wirklich viel und fundiert zu erzählen. Nicht nur über die Palast Geschichte sondern allgemein über Kreta und die Griechische Geschichte.
Es lohnt sich, ihn vielleicht vorher auf FB zu kontaktieren und was mit ihm auszumachen
Die Pfauen in der Ausgrabungsstätte sind zahlreich und gut genährt. Ich habe mindestens 11 Weibchen und 2 männliche Tiere gezählt.
In der Antike zählten Pfauen als Glücksbringer und hielten Wache. Bei Fremden auf dem Grundstück fangen sie laut an zu schreien. (Erzählt Nektar). Besser als Wachhund.
Es gab sie sicherlich auch im Palast früher.
Auf dem Ausgrabungsgelände gibt es Tafeln, die auf Englisch erklären, was zu sehen ist.
Merkwürdig war, als eine Tafel, bei der ich stand und gerade gelesen habe, anfing zu wackeln. Aus dem Nichts heraus. Ein kleines Erdbeben. Das passiert hier öfter und hat in der Antike auch einmal den ganzen Palast zerstört. Da hat die Erde aber so richtig gebebt und tonnenschwere Granitblöcke sind gefallen, nicht nur so ein kleines Schildzittern.
Heute ist das Wetter so, wie sich Klein Erna griechisches Wetter vorstellt: Blauer Himmel, T-shirt Temperatur, jedenfalls für Touristen. Die Einheimischen finden ja 18 Grad kalt!
Sonne satt. So muss es sein!
Den Nachmittag nehme ich mir ein paar Geocaches vor und habe endlich auch mal eine Geocache-Parkempfehlung, bei der ich bleiben kann. Und der Weg ist das Ziel.
Lustig ist ja immer, wenn das Navi 'scharf rechts' (oder wahlweise links) vermeldet und das mitten in einem Dorf mit gefühlten 20 qm Platz.
Bei dem schönen Wetter fegen allerdings auch die Griechen ihre Bürgersteige und ich hatte zahlreiche Helfer, die geparkte Wagen wegfuhren und mich mit ganz viel 'kala, kala' (gut, gut) rückwärts lotsten, damit ich um die Kurve kam.
Freundlich lächeln, dankbar meinerseits die Hände aneinander legen und heftig nicken und schon ist die Sprachbarriere überwunden.
Geocachen bedeutet ja auch meist, an wunderbare Orte geführt zu werden. Mit Ausblicken oder mit besonderer Geschichte.
Bei dem tollen Wetter fügte sich ein Geocache an den anderen und schwupp hatte ich alle gemacht, die eigentlich für morgen vorgesehen waren.
Dann fahre ich morgen zu einer anderen Runde!