Nebel über Apulien und Martina Franca. Was sich anhört wie der Name einer Bestsellerautorin, ist der Name des nächsten Ortes.
Ich Wäsche endlich meine Bettwäsche, aber das Trocknen fällt ihr schwer. Die Luft ist eher feucht.
Trulli werden ohne Mörtel errichtet. Die schuppenartigen dunklen Bruchsteindächer geben dem weiß getünchten Trullo, der ursprünglich in den Feldern und nicht im Ort stand, sein charakteristisches Aussehen.
Durch ihre Bauweise aus massivem Naturstein mit sehr dicken Wänden und winzigen Fenstern bieten die Trulli einen guten Schutz gegen die anhaltende Sommerhitze in Apulien, weil sich das Innere nur langsam aufheizt. Im Winter hingegen speichert ein Trullo für lange Zeit die Wärme, die durch einen offenen Kamin erzeugt wird.
Früher waren das ‚Arme-Leute-Häuser‘, heute wird ihr Potential als Ferienhäuser wieder entdeckt.
In Alberobello existiert ein weiträumiges geschlossenes Viertel, das gänzlich mit Trulli bebaut ist. Dieses zählt seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Auch in den Nachbargemeinden der Region sind Trulli sehr verbreitet und werden, oft aneinander gereiht und miteinander verbunden, als Wohnhäuser genutzt.
Im 17. Jahrhundert begann man diese Häuser im Auftrag des Grafen Giangirolamo II. Acquaviva d'Aragona zu bauen. Da dieser keine Steuern an die Regierung zahlen wollte, forderte er von den Bauern, ihre Häuser ohne Zement und Mörtel zu bauen, sondern nur aus Stein. So konnten sie im Falle einer königlichen Inspektion die Steinhäuser ganz einfach abbauen und später leicht wiedererrichten.
Hier in der Umgebung steht jeder zweite Trulli leer und verfällt. Wir waren in einigen drinnen und das ist sehr spannend. Fühlt sich ja auch immer ein bisschen verboten an.
Alte, russgeschwärzte Feuerstellen sind zu erkennen, die häufig eine enorme Grösse hatten, um im Winter das Bauwerk warm und trocken zu kriegen.
Viehtränken, Futtertröge und gemauert Vorratsbehälter sind oft noch zu erkenne. Das Vieh hat nah bei den Bauern gelebt. Das bot Schutz und die Tiere gaben Wärme ab.
Wir besuchen den Giardini Di Pomona - Conservatorio Botanico - einen Botha nischen Garten der Extraklasse.
Ein Privatmann hat sich hier einen Traum erfüllt.
Pomona ist die römische Göttin der Baum Früchte und dieser Garten hat sich auf besonders eine Frucht spezialisiert.
Ein großer Teil der Sammlung ist der Art Ficus carica, den Feigen, gewidmet: 600 afghanische, bosnische, französische, portugiesische, albanische, israelische und natürlich italienische und apulische Feigen. Eine ganz besondere Sammlung, einzigartig in Europa und im Mittelmeerraum, was ihre Qualität und Vielfalt betrifft.
Zur Erntezeit gibt es Führungen, bei denen auch genascht werden darf.
Ein Labyrinth aus Lavendelbüschen und in der Mitte wächst ein Baum. Er soll aus einem Samen gezogen worden sein, der nach dem Bombenabwurf und Nagasaki gefunden wurde. Wenn er ein bisschen größer wird, soll er Khakifrüchte tragen, zu Ehren der zahlreichen Opfer der Atombombe.
Kräuterbüsche von Rosmarin und anderen duften herzlich. Efeu wächst auf den Steinmauern, die die Felder voneinander trennen und ist vielleicht mehr als 100 Jahre alt. Immer wieder stehe kaputte Trulli auch auf diesen Grundstücken. Mehr als 10 Hektar wurden hier bepflanzt mit den erlesendsten Feigen Sorten.
Natürlich muss ich auch ein paar Caches einsammeln.
Seit dem 18. Jahrhundert gibt es hier die Wasserversorgung über einen Äquadukt, der heute als autofreien Spazierweg genutzt wir und auf dem Geocaches versteckt sind.
Über unwegsames Gelände krauche ich zu einer Brücke runter und werde fündig.
Heute haben wir mehr als 15. 000 Schritte gemacht, sagt meine Uhr und haben uns ein deftige Abendessen verdient.
Auf dem Rückweg ist es bereits dunkel, nachdem die Sonne mal wieder spektakulär untergegangen ist. In den bewohnten Trullo gehen die Lichter an und überall blinkt und glitzert noch die Weihnachtsbeleuchtung.